22.01.2020

„Ist ein Arzt an Bord?“ Medizinischer Notfall in der Luft

„Ist ein Arzt an Bord?“  Circa alle 12 Minuten kommt es zu einem medizinischen Notfall an Bord eines Passagierflugzeuges – Schätzungen zufolge mehr als 120 mal pro Tag bei über vier Milliarden Menschen, die jährlich mit dem Flugzeug reisen. Wer viel reist, hat diesen Aufruf sogar schon einmal miterlebt. Doch was passiert im Flugzeug, wenn ein Notfall eintritt und wann kommt es zur Notlandung?

Notfall im Flugzeug – und was jetzt?

Immer mehr Menschen fliegen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt geht von einer Verdoppelung der Passagierzahlen in den nächsten 20 Jahren aus. Auch die Zahl älterer Passiere, die die Belastung einer Flugreise unterschätzen, nimmt zu. In den meisten Fällen kann die Kabinenbesatzung die Erstversorgung übernehmen, da sie regelmäßig in Erste-Hilfe-Maßnahmen geschult werden. Handelt es sich um einen ernsteren Zustand wird an einen mitreisenden Arzt appelliert, der ethisch verpflichtet ist Hilfe zu leisten.

Helfer im Himmel und am Boden

Manche Fluggesellschaften bieten spezielle Bonusprogramme für Ärzte an, wie das „Arzt-an-Bord-Programm“ der Lufthansa, bei dem über 11.000 Ärzte angemeldet sind. Oder das IATA Flying-Medical-Doctor-Programm. Da durch Luftdruck und Co. andere Behandlungsgrundlagen entstehen wie am Boden, profitieren diese Ärzte von flug- und notfallmedizinischen Workshops, aber auch privat von Bonusmeilen und Ticketgutscheinen. So ist in der Mehrzahl der Fälle ein Mediziner unter den Reisenden.

Zusätzlich nutzt die Besatzung einiger Airlines die Unterstützung von ärztlich besetzten Callcentern am Boden wie MedAire, SOS International oder MedLink. Diese helfen Flugbegleitern oder Ärzten bei der Notversorgung an Bord. Zusammen mit dem Piloten beraten sich die Crew und das Ärzteteam über den Ernst der Lage und entscheiden, ob eine Zwischenlandung notwendig ist.

Für alle Notfälle beim Fliegen: Ausstattung im Flugzeug ist Pflicht

Um einen medizinischen Notfall in der Luft handelt es sich, wenn bei einem Passagier oder Crewmitglied körperliche oder psychische Veränderungen eintreten, die eine unverzügliche, medizinische Betreuung erfordern. In 90 Prozent der Fälle ist der Zustand des Passagiers unkritisch.

Am häufigsten treten bei Flügen Kreislaufbeschwerden mit Bewusstlosigkeit, Atemprobleme gefolgt von Magen-Darm-Beschwerden auf. Flugzeuge sind deshalb rechtlich verpflichtet einen Erste-Hilfe-Koffer pro 100 Fluggäste zur Behandlung kleinerer medizinischer Vorfälle sowie eine Bordapotheke mitzuführen.

Doch auch ernstzunehmende Notfälle bis hin zum Tod können über den Wolken eintreten. Ein plötzlicher Herzstillstand passiert selten, gehört aber zu den häufigsten Todesursachen im Flugzeug.

Generell gilt beim Fliegen: Ab einer Flughöhe von über 9.000 Metern, ab 30 Passagieren und bei einer Flugzeit von über 60 Minuten muss zusätzlich zu den Sauerstoffmasken am Platz ein Sauerstoffgerät und ein sogenanntes „Emergency Medical Kit“ vorhanden sein. Abhängig von der Fluggesellschaft enthält dieses beispielsweise Blutdruckmessgeräte, Geräte zur Notfallbeatmung oder ein Stethoskop. Auch automatische Defibrillatoren (AED) im Falle eines Herzstillstands sind inzwischen Pflicht.

Und wann kommt es zu einer Notlandung beim Flug?

Ob und wann es zu einer sogenannten Sicherheitslandung kommt, verantwortet der Kapitän in Anbetracht des ärztlichen Rates und der Crew. Meist handelt es sich dabei um einen lebensgefährlichen Zustand, wie ein Herzinfarkt, aber auch schwere Verletzungen.

Allerdings gibt es im Umkreis des nächstgelegenen Flughafens nicht immer die benötigte medizinische Infrastruktur. Die medizinischen Callcenter der Airlines helfen dabei einen geeigneten Ort für eine Zwischenlandung zu wählen und koordinieren die Weiterversorgung des Fluggastes am Boden. Die Maschine hat dann bei der Landung Vorrang im Luftraum. Passagiere, die während des Fluges zu Patienten werden, sind also im Flugzeug generell gut aufgehoben.


Fliegen oder nicht? In diesen Fällen ist eine Flugreise tabu!


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