12.10.2017

Kulturschock – Bericht einer japanischen Austauschschülerin

Die 18-jährige Austauschschülerin Minato war für zehn Monate in Deutschland. Es beeindruckt sie, dass hier eine Frau Bundeskanzlerin ist. Auch für sie waren am Anfang die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland nicht leicht zu verstehen. Über ihr Abenteuer in Deutschland und was ihr dabei sonst noch aufgefallen ist:

Aller Anfang ist schwer – Kulturschock zu Beginn.

Servus! Ich heiße Minato Kurebazashi und ich komme aus Japan. Ich war für zehn Monate als Austauschschülerin in Deutschland und möchte ein bisschen erzählen, welche Unterschiede zwischen den beiden Ländern mich am meisten beeindruckt haben und wie ich mich in meiner Zeit hier gefühlt habe. Am Anfang habe ich oft einen Kulturschock erlebt, denn in Deutschland und Japan sind sehr viele Dinge grundlegend verschieden. Es war für mich zu Beginn nicht einfach diese andere Kultur zu verstehen, aber ich wurde sehr freundlich aufgenommen und fand die Erfahrung unglaublich spannend.

Die Uhr der Arbeitswelt tickt anders.

Der größte Unterschied zwischen Deutschland und Japan ist mir in der Arbeitswelt aufgefallen. Meine Eltern arbeiten jeden Tag von früh bis spät und haben nur ein oder zwei freie Tage in der Woche. Urlaub haben sie gar nicht! Mein Vater kommt gewöhnlich erst um 21 oder 22 Uhr – manchmal sogar erst gegen 23 Uhr – nach Hause. Daher habe ich mich sehr gewundert, dass man in Deutschland meist schon wesentlich früher am Abend zu Hause ist und einen vergleichsweise sehr langen Urlaub hat. In Japan gibt es einige große Probleme in der Arbeitswelt, immer wieder sterben bei uns Menschen an Überarbeitung. Außerdem gibt es dort große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Der berufliche Aufstieg ist für eine Frau in den meisten Fällen weitaus schwerer als für einen Mann. Und es gibt auch ein großes Gefälle bei der Beschäftigung: deutlich weniger Arbeitnehmer sind Frauen. In Deutschland ist der Anteil weitaus größer. Sogar die Bundeskanzlerin ist hier eine Frau! Ich denke, wenn Japan die deutsche Denkweise übernehmen würde, ginge es der Gesellschaft bald besser als jetzt.

Der Umweltschutz im Alltag.

Ein weiterer großer Unterschied betrifft das Thema Umweltschutz. Es hat mich überrascht, dass in Deutschland Plastikflaschen recycelt werden. Ein vergleichbares System existiert in Japan nicht. Es interessiert die Japaner nicht, was mit ihrem Müll passiert, da sie die Auswirkungen der Müllverschmutzung bisher noch nicht am eigenen Leib spüren. Obwohl Japan eigentlich ein hoch entwickeltes Land ist, beim Thema Umweltschutz liegt es noch weit zurück. Zwar haben viele ältere Japaner den sogenannten „MOTTAINAI“-Geist, das bedeutet, sie wollen „keine Ressourcen verschwenden.“ Aber die jungen Leute denken nicht darüber nach. Daher ist es Japans Aufgabe, die Menschen über den Umweltschutz aufzuklären und sie zum Nachdenken zu bewegen.

Nach zehn Monaten in Deutschland habe ich den Eindruck, dass es eine Nation unterschiedlicher Denkweisen, wunderbarer Kultur und fortschrittlicher Techniken ist. Darum hoffe ich, dass Japan viel von Deutschland lernt. Gerne möchte ich aber irgendwann an dieser Stelle auch über die vielen wunderbaren Aspekte meines Heimatlandes berichten!

Vielen Dank, dass ihr meinen Beitrag gelesen habt!

Minato aus Japan im Dirndl
Minato kam über ein Austauschprogramm des Rotary Clubs nach Deutschland.

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