Segeln: Mein erster Segeltörn
Unsere Kollegin Christiane war letzten Sommer zum ersten Mal Segeln – vor Sardinien. Es war ein organisierter Törn, geleitet von einem Skipper. Die 8-köpfige Crew + Skipper bestand aus erfahrenen Seglern und kompletten Neulingen, wie Christiane. Eine spannende Erfahrung, an der sie uns mit ein paar Einblicken teilhaben lässt.
Wie läuft ein typischer Tag auf solch einem Segeltörn ab?
Das Schiff liegt entweder im Hafen oder in einer Bucht vor Anker. Geschlafen wird auf dem Schiff. Am Abend vorher wurde festgelegt wer „Backschaft“ hat. Bei uns waren es immer zwei Personen. Sie waren für das Frühstück zuständig. Sie sind die ersten, die aufstehen – circa um 7 Uhr, wenn um 8 Uhr Frühstück war. Sie kochen Kaffee, Tee und Milch für Kakao, backen Brot/Brötchen auf bzw. holen sie beim Bäcker, decken den Tisch usw.
Nach dem Frühstück steht dann natürlich das Abspülen und „klar Schiff machen“ an, während der Rest der Mannschaft das Schiff fertig zum Auslaufen macht. Unser Skipper hatte in Absprache mit uns die Tagesetappen festgelegt. Wir waren manchmal 4-5 Stunden am Stück unterwegs, manchmal auch nur 2 Stunden zur nächsten Bucht – je nach Lust und Laune.
Tagsüber gab es kleine Snacks, die sich jeder selbst zu bereitet hat oder auch mal eine Platte für die ganze Mannschaft. Abends wurde entweder auf dem Schiff selbst gekocht oder, wenn wir in einem Hafen lagen, sind wir ins Restaurant zum Essen gegangen. Nach dem Essen sind wir meistens hundemüde in die Kojen gefallen. Wir mussten am nächsten Morgen ja wieder früh raus …
Wie sieht es auf so einem Segelschiff aus? Gibt es ein Bad, eine Toilette? Wie groß sind die Kabinen? Gibt es eine richtige Küche, einen Aufenthaltsraum?
Ich fand es ganz schön eng. Ein Bad gibt es nicht. Es gibt eine Dusche, die ist aber wie in einem kleinen Campingwagen der Raum, in dem die Toilette und das Waschbecken ist. Sprich, alles wird nass und nach dem Duschen muss man alles putzen. Dazu hatte bei uns keiner Lust.
Wir haben immer die Waschräume, die den Mannschaften im Hafen – meist gegen Gebühr – zur Verfügung stehen, genutzt, wenn wir im Hafen vor Anker lagen. Toiletten hatten wir auf dem Schiff zwei. Das war auch immer ein Abenteuer, die zu benutzen. Man durfte das benutzte Toilettenpapier nicht in die Toilette werfen. Die würde sonst verstopfen. Wir haben es daher in einem Müllbeutel im Schrank unter dem Waschbecken gesammelt und bei jedem Hafenaufenthalt entsorgt.
Die Toilettenspülung war handbetrieben per Pumpe. Das heißt, erst Wasser in die Toilette pumpen, dann den Hebel drehen und das Schmutzwasser weg pumpen. Man muss lange genug pumpen, damit nichts im Abflussrohr hängen bleibt. Sonst muss ein Taucher kommen und das Rohr von außen frei räumen. Den Spaß hatten wir auch einmal.
Die Kabinengröße variiert sicher je nach Schiffstyp. Unsere Doppelkabinen bestanden aus einem Bett, genannt Koje. Vor dem Bett war gerade genug Platz, dass bei geschlossener Türe zwei Personen stehen konnten. Stauraum war auf zwei kleine Schränke mit je zwei Fächern begrenzt. Zum Hinlegen musste man entweder vom Kopfende aus rückwärts hinein oder eben vorwärts und einmal drehen.
Ansonsten gab es noch ein Fach unter dem Bett und schmale Fächer an der Bettseite zur Außenseite des Schiffes. Einen Koffer würde man nie und nimmer unterbringen. Wir hatten entweder Tourenrucksäcke oder große Sporttaschen.
Es gibt eine Küchenzeile mit gasbetriebenem Herd, Stauraum für Geschirr und Essen und eine große Kühltruhe. Die Küche, eigentlich Kombüse genannt, mit der Sitzecke und dem großen Tisch ist gleichzeitig auch der Aufenthaltsraum. Außerdem gab es noch ein kleines Eckchen für den Navigator mit Sprechfunk und kleinem Tisch für Karten und Navigationsgeräte.
Was war es für ein Gefühl, mit acht unbekannten Menschen für eine Woche auf so engem Raum zusammenzuleben?
Ich denke, wer so eine Reise bucht, kommt generell gut mit fremden Menschen und deren eventuellen Eigenheiten aus. Wir waren alles in allem eine gute Truppe. Es gab natürlich das ein oder andere Mal eine kurze Meinungsverschiedenheit, wer jetzt schon wie oft abgewaschen oder Frühstück gemacht oder gekocht hat.
Aber das ist nichts Ernstes. Wir haben sehr viel zusammen gesessen, Uno gespielt, uns unterhalten und gelacht. Auf Landausflügen haben sich immer verschiedene Gruppen gebildet, um die Gegend zu erkunden. Wer nicht wollte, musste nicht alleine los.
Wer bestimmt, was es zu essen gibt? Helfen bei den Vorbereitungen zu den Mahlzeiten alle mit?
An unserem aller ersten Abend hatten wir den Auftrag von unserem Skipper uns Gedanken zu machen, was wir essen wollen und wie wir die „Dienste“ an Bord verteilen wollen. Diese grobe Planung hat uns in der gesamten Segelwoche geholfen – wobei es sich ab Mitte der Woche bei uns so eingestellt hatte, dass wir den Plan eigentlich gar nicht mehr gebraucht haben.
Es gab zwei, die zum Beispiel immer für das Abendessen zuständig waren. Bei den Vorbereitungen haben aber immer noch einige der Anderen mit geholfen.
Ihr hattet ja nicht nur strahlenden Sonnenschein, sondern durchaus auch stürmische Tage. Bereitet man sich auf solche Tage anders vor? Hast du Angst bekommen bei dem hohen Seegang?
Wir waren eine Woche unterwegs, wovon wir an 4 Tagen immer mindestens Windstärke 4-5 hatten. Ein Tag war dabei, an dem wir fast Windstärke 7 hatten. Die Vorbereitungen, z.B. alle Schotten dicht zu machen, Gashahn abdrehen, Wasserzufuhr und Ableitung für die Toiletten zudrehen, haben wir unter Aufsicht des Skippers gemacht.
Genauso wie das Beiboot auf dem Schiff richtig festzuzurren. Die Routenplanung hat auch der Skipper übernommen. Angst hatte ich komischerweise nie, obwohl wir schon ordentlich Schräglage hatten.
Eine deiner Mitreisenden – eine erfahrene Seglerin – hatte am letzten Tag einen Sonnenstich. Wie ist das passiert und was habt ihr dagegen unternommen?
Wie das passiert ist, kann ich auch nur vermuten. Am vorletzten und letzten Tag hatten wir herrlichen Sonnenschein. Wir haben in einer Bucht geankert und sind schwimmen gegangen. Sie hat sehr helle Haare und sowohl beim Segeln als auch beim Schwimmen keine Kopfbedeckung getragen.
Wahrscheinlich hatte sie auch zu wenig Flüssigkeit getrunken. Nach dem Segeltag waren wir noch gute 2 Stunden im Wasser. Irgendwann abends ist ihr übel geworden. Wir haben Handtücher mit kaltem Wasser getränkt und ihr auf den Kopf und in den Nacken gelegt. Außerdem hat sie viel Wasser und Tee getrunken. Gegessen hat sie nur ein paar Kekse. Es dauerte bis zum nächsten Tag, bis sie sich wieder besser fühlte.
Hast du einen besonderen Tipp für alle, die zum ersten Mal einen Segeltörn machen?
Ich würde empfehlen, auf jeden Fall Kaugummis oder Tabletten gegen Seekrankheit mitzunehmen. Die Tabletten sollten auf jeden Fall mit Koffein sein. Die machen sonst zu müde und man hat gar nichts vom Tag. Außerdem war ich total froh darüber, meine uralten Fahrradhandschuhe eingepackt zu haben. Ich war beim Anlegen für die Achterleine zuständig. Auch für das Bedienen der Winsch (eine Seilwinde) hat man einen besseren Grip.
Hat dich das „Segel-Fieber“ nach diesem Trip erfasst oder sagst du eher „Nie wieder Segeln“?
Nachdem ich ja am zweiten Tag bei Windstärke 6 „die Fische füttern“ war, steht für mich fest, eine Woche Segelurlaub, nie wieder. Aber mal einen Tag auf dem Chiemsee oder dem Rothsee, gerne. Außerdem haben mir die ganzen „Begleitumstände“, wie z.B. die Nutzung der Gemeinschaftswaschräume, nicht gefallen.
Auch die Selbstverpflegung nervt mich total. Ich koche halt auch nicht gerne. Da finde ich es im Hotel mit Frühstücksbuffet und eventuell Halbpension deutlich entspannter.
Vielen Dank Christiane!
Falls du auch für den Sommer einen Segeltörn geplant hast, hier findest du Tipps für den Urlaub auf dem Segelboot!
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