09.08.2016

Noiva do Cordeiro – das Frauendorf in Brasilien

In Noiva do Cordeiro, im Herzen Brasiliens leben seit über 100 Jahren Frauen unter sich und regeln ihren Alltag ganz ohne männliche Unterstützung. Gegründet wurde das „herrenlose“ Dorf von Maria Senhorinha de Lima im Jahr 1891. Sie wurde des Ehebruchs beschuldigt und wollte so ihrer arrangierten Ehe entkommen. Andere Frauen, die ebenfalls am Rande der Gesellschaft standen, folgten ihr. Der kleine Ort wuchs immer mehr. Heute leben hier etwa 300 Einwohner – allesamt weiblich. Männer sind zwar nicht verboten, aber nur am Wochenende geduldet.

Das Gesetz der Frauen

In diesem Dorf haben die Frauen das Sagen – Männer gibt es in Noiva do Cordeiro auch, aber man sieht sie kaum. Sie arbeiten unter der Woche in der 125 Kilometer entfernten Großstadt, „Besuchsrecht“ gibt es lediglich am Wochenende – dann dürfen sie am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen. Aber auch am Wochenende gilt das Gesetz der Frauen. Und die legen Wert auf Toleranz und Gleichberechtigung. Ob als Single, mit Mann oder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften – im Frauendorf hat jeder ein Recht auf Freiheit: alles, was Herz und Gewissen erlauben, ist möglich. Nur die Kirche wird nicht geduldet. Denn sie sei schuld, dass die Frauen über Jahrzehnte zwangsverheiratet und diskriminiert wurden.

Ein Leben unter Frauen

Sie organisieren die Ernte, genauso wie die Dorffeste. Alle Lebensformen sind akzeptiert und das Einkommen durch den gemeinschaftlichen Anbau von Auberginen und Paprika wird geteilt. Das Dorf ist eine Modellgemeinschaft und selbst in ihrer Freizeit pflegen die Bewohnerinnen bei Theater, Tanz und Musik ein enges gemeinschaftliches Leben. Alle Männer, die in Noiva do Cordeiro „wohnen“, sind schon verheiratet oder gehören zum Verwandtenkreis der Frauen. Und auch wenn die Herren der Schöpfung hier nichts zu sagen haben, wünschen sich die meisten Frauen auch eine Partnerschaft und Familie. Doch das Dorf für einen Mann zu verlassen, ist keine Option für die Bewohnerinnen. Sie warten einfach auf männliche Besucher und wer weiß, vielleicht entpuppt sich dabei der ein oder andere Traummann.


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