13.06.2018

Von Smart Home zu Smart Travel: So verändert die Digitalisierung das Reisen

Spannend, wenn die Technik auf Reisen geht! Bislang waren wir an bestimmte Zeiten gebunden, um den Schlüssel der Unterkunft in Empfang zu nehmen. Doch es geht auch anders – über die smarte Schlüsselübergabe, das Croissant mittels App oder die Urlaubsplanung durch einen Bot. Ein Ausblick in die Zukunft des digitalen Reisens:

Schlüsselübergabe auf dem Smartphone

Zwar sieht ein Schlüssel heute nicht mehr wie die klobigen Dinger aus dem Mittelalter aus, mit denen man das Burgtor versperrte. Doch ein Metall-Schlüssel ist heute fast genauso antiquiert. Zumindest für viele Hotels, die ja heute schon nur noch digitale Schlüsselkarten ausgeben. Und in Zukunft werden wir mit der Buchung den Schlüssel aufs Smartphone bekommen – ganz ohne Anstehen an der Rezeption. Und ganz ohne Angst, nach 20 Uhr keinen Schlüssel mehr zu bekommen.

Wohnungsvermietung in der Blockchain

Zimmersuche 3.0? So bietet beispielsweise das Start-up Slock.it eine Plattform, die digitale Verträge zwischen Privatpersonen abwickelt und über die auch Wohnungen und Hotelzimmer einfach vermietet werden können. Als Voraussetzung gilt lediglich, dass das Türschloss bereits digital funktioniert – sich also per Smartphone oder digitalem Code öffnen lässt.

Im digitalen Mietvertrag – dem Smart Contract – werden die Daten, die Vermieter und Gast vereinbaren gespeichert: wann der Gast kommen will, wie lange er bleibt und wie viel er dafür bezahlt. Abgewickelt wird der Smart Contract mittels der Blockchain-Technologie: Sobald das Geld auf der Blockchain eingetroffen ist (meist in Form von Kryptowährungen), sorgt das Vertragsprotokoll dafür, dass dem Kunden der digitale Türschlüssel gesendet wird. In der Regel ist es ein Code, mit dem der Gast sein Urlaubsreich auf Zeit betreten kann. Auch der Verleih von Autos ist mit dieser Technologie in Planung.

Der Unterschied in der Blockchain

Während bei Airbnb und auch bei Carsharing-Diensten sehr viele Vermieter-und Mieterdaten zusammenkommen und die Daten an zentraler Stelle gespeichert sind, funktioniert die Blockchain dezentral: Der Vermieter stellt sein Angebot direkt auf die Plattform. Findet ein potenzieller Mieter gefallen an der Wohnung, kontaktiert er den Vermieter direkt – ohne Vermittler. Es gibt keine zentral gespeicherten Daten.

Die Blockchain-Technologie lässt sich auf vieles übertragen, wo Besitzverhältnisse digital geregelt werden sollen. Sie macht es zukünftig verschiedenen Anbietern (Car, Bike, Wohnmobil, Wohnung etc.) möglich, ihre „Ware“ zu vermieten.

Zimmer fertig dank GPS

Doch echter Kundenservice am Reisenden geht noch weiter. Ein Beispiel liefert der Ferienwohnung-Vermittler Norderney Zimmerservice mit seiner App, die die Schlüsselübergabe und alle sonstigen Wünsche der Kunden schneller erfüllen kann. Hat der Gast die App auf seinem Smartphone installiert, weiß Norderney Zimmerservice über Geotagging, wann er losfährt und wie viel Zeit noch ist, bis die Ferienwohnung bezugsfertig sein muss. Wer will kann sich auch die Fahrzeiten der Fähren auf sein Smartphone schicken und per GPS direkt zum Quartier leiten lassen.

Croissant per App ordern

Lust auf frische Croissants? Strandhandtücher zu Hause vergessen? Über die App des Norderney Zimmerservice kann der Gast auch viele andere Dinge, die zum Urlaubsglück fehlen, bestellen. In ein paar Testwohnungen lässt sich sogar die Heizung per App steuern – das kommt bei den Gästen sehr gut an.

In der Hotelkette Hilton wiederum können die Kunden per App ein- und auschecken, ihr Zimmer auswählen und das Kundenbindungsprogramm nutzen. Zudem lassen sich in gut 3.000 Hotels des Konzerns weltweit die Zimmertüren schon per App öffnen. Und bald soll der der Gast per Smartphone Fernseher, Licht und Temperatur steuern können. Entsprechende technisch vernetzte Zimmer will der Konzern im Laufe des Jahres zunächst in den USA anbieten.

In dem KVI Hotel in Budapest übernimmt das Smartphone fast vollständig die Regie. Echte Mitarbeiter sieht man hier wenig. In dem Hotel der Zukunft steuern die Gäste von der Buchung bis hin zur Abrechnung nahezu jeden Wunsch per Smartphone selbst. Inklusive der Fahrt nach oben mit dem Lift oder des „Bitte nicht stören“-Schildes an der Zimmertür.

In den Urlaub mit Sprachbots

Auch Google und Amazon kommen mit der Entwicklung der digitalen Services für Reisende rasant voran. Ein Ticket für ein Konzert der Lieblingsband? Ein Tisch im Lieblingsrestaurant? Google Assistent übernimmt es für uns – oftmals bereits inklusive Bezahlung.

Spannend wird es, wenn Google seinen Sprachroboter soweit trainiert hat, dass dieser nicht nur Reservierungen, sondern auch Komfortbestellungen im Hotel organisieren kann. Der Gast von morgen macht es sich dann einfach nur bequem.

Auch Alexa, die Sprachassistentin von Amazon, will uns mit ihren sogenannten Skills das Reiseleben leichter machen: Mit dem Skill roompad kann man als Gast zum Beispiel jetzt nicht mehr nur per Fingerwisch auf dem Tablet bestellen, sondern auch per Sprachsteuerung einen Tisch im Restaurant reservieren, den Roomservice bestellen, Hotelinformationen erfragen oder ein Feedback abgeben.

So buhlen neben den eigentlichen Dienstleistern schon bald verschiedene hochentwickelte Sprachassistenten um unsere Gunst. Wer als Dienstleiter zukünftig seine Kunden für sich gewinnen will, muss liefern, was sicherlich dann viel mehr fehlen wird – der Assistent Mensch.

Daten – und der Datenschutz

Daten sind der Preis, den wir für modernen Komfort zahlen. Schutz bietet bis zu einem gewissen Grad die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU, die seit dem 25. Mai 2018 gilt. Sie verpflichtet jeden Anbieter in Europa dazu, vorab aufzuzeigen, welche Daten gespeichert werden und was mit diesen passiert.

Möchtest du dies nicht oder nur für die Zeit, die du tatsächlich Services nutzt, kannst du deine Daten nach dem Urlaub wieder löschen lassen – zumindest innerhalb der EU.


Was ist eine Blockchain?

In der Blockchain werden Daten in Blöcken zusammengefasst und dezentral gespeichert, d. h. auf mehreren Rechnern innerhalb eines Netzwerkes. Alles, was man in die Blockchain „reinschreibt“, ist nachverfolgbar. Damit lassen sich die Daten auch nicht mehr so einfach manipulieren – der größte Vorteil dieser Technologie. Werden beispielsweise Mietdaten geändert, wird die Änderung mit einer Prüfsumme zusammen abgespeichert. Und das verschlüsselt.


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