09.10.2014

Impfungen: Risiko oder nicht? – Interview mit Prof. Dr. Tomas Jelinek

Impfungen sind eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten. Dennoch schrecken einige Leute aus Angst vor Nebenwirkungen oder einer Impfreaktion davor zurück. Wir haben bei Prof. Dr. Jelinek vom Centrum für Reisemedizin nachgefragt um mehr über das Risiko einer Impfung zu erfahren.

Viele verbinden eine Impfung mit einem Risiko. Mit welchen Nebenwirkungen muss man bei Impfungen rechnen?

Prof. Jelinek: Durch eine Impfung wird das Immunsystem stimuliert, in gewissem Maße ist eine Reaktion daher sogar erwünscht und ein Zeichen dafür, dass der Körper arbeitet. Symptome eines grippalen Infektes bis hin zu Fieber sind völlig natürlich. Schmerzen an der Einstichstelle sind ebenfalls normal, insbesondere dann, wenn dem Impfstoff entzündungsfördernde Substanzen zugesetzt sind, um die Immunreaktion zu verbessern.

Stimmt es, dass Impfungen die Krankheiten auslösen können, gegen die sie eigentlich schützen sollen?

Prof. Jelinek: Das ist bei Lebendimpfungen, z.B. der Gelbfieber-Impfung, tatsächlich möglich. Hierbei werden abgeschwächte Viren gespritzt, die im Normalfall sofort durch das Immunsystem abgetötet werden. Bei z. B. abwehrgeschwächten Personen kann es jedoch vorkommen, dass dies nicht geschieht. Die Viren verbreiten sich daraufhin im Körper und bewirken im schlimmsten Fall den Ausbruch der Krankheit. Daher dürfen  entsprechende Risikopersonen nicht mit einem Lebendimpfstoff geimpft werden. Bei der Verwendung von Totimpfstoffen kann es in keinem Fall zu einer Erkrankung kommen.

Wie zuverlässig bzw. effektiv ist der Schutz gegen eine bestimmte Krankheit durch eine Impfung?

Prof. Jelinek: Das hängt von der Qualität des Impfstoffes ab, die wesentlich bestimmt, wie gut die Immunantwort des Geimpften ausfällt. Es gibt Impfstoffe, bei denen garantiert werden kann, dass die entsprechende Erkrankung nicht auftritt, Tollwut ist hier ein Beispiel. Andere Impfungen, wie z. B. gegen Hepatitis A und B, bieten einen 95%igen Schutz. Das heißt in Einzelfällen können Personen erkranken, die nicht ausreichend auf die Impfung reagiert haben. Der Typhus-Impfstoff beispielsweise ist noch nicht so gut entwickelt und weist daher nur eine Schutzrate von etwa 70 % auf.

Neben den Antigenen sind Impfstoffen noch weitere Substanzen zugesetzt. Wie schädlich können diese sein und gibt es hier keine Alternative?

Prof. Jelinek: Reine Antigen-Impfstoffe anzubieten ist leider nicht möglich, da diese stabilisiert werden müssen. Man versucht jedoch die Zahl der zusätzlichen Substanzen so weit wie möglich zu reduzieren, um schädliche Effekte zu vermeiden. Bei Totimpfstoffen ist es so, dass neben dem Antigen in jedem Fall ergänzende immunstimulierende Substanzen notwendig sind, um einen Impferfolg zu erzielen.

Besonders im Säuglingsalter ist der Impfkalender stark gefüllt. Überfordert dies nicht das noch junge Immunsystem?

Prof. Jelinek: Keineswegs. Die Impfungen sind gut verträglich und die verabreichte Menge an Antigenen ist weitaus geringer als diejenige, mit denen die Kinder sowieso durch Umweltkontakte in Berührung kommen, z. B. bei Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Dr_Jelinek

Prof. Dr. Jelinek ist seit über 20 Jahren im Bereich der Infektions- und Tropenmedizin tätig
und seit 2007 wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin Düsseldorf.


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